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 Dyskalkulie und Schwierigkeiten in Mathematik

Was ist Dyskalkulie?  

 

Dyskalkulie ist eine spezifische Lernentwicklungsstörung, die durch anhaltende Schwierigkeiten beim Erlernen und Verstehen von Mathematik gekennzeichnet ist, obwohl entsprechend intellektuelle Fähigkeiten und altersgerechte Beschulung bestehen.  

 

Mit einer Prävalenz von ca. 5 % ist davon auszugehen, dass in jeder Klasse mit 30 Schulkindern mindestens ein Kind von Dyskalkulie betroffen ist. Dyskalkulie ist bei Jungen und Mädchen gleichermaßen verbreitet.  

 

Dyskalkulie ist nicht mit Matheangst oder mangelndem Selbstvertrauen in Bezug auf Mathematik gleichzusetzen. Auch Schwierigkeiten in Mathematik bedeuten nicht automatisch, dass eine Dyskalkulie vorliegt. Schwierigkeiten in Mathematik können viele andere Ursachen haben, wie z. B. sensorische oder neurologische Beeinträchtigungen oder eingeschränkten Zugang zu Bildung. 


 

Obwohl einige Umweltfaktoren, wie sozioökonomische Benachteiligung oder das Erlernen der Unterrichtssprache als Zweitsprache das Risiko für eine Dyskalkulie erhöhen können, spielen auch genetische Faktoren eine bedeutende Rolle. Das Risiko, eine Dyskalkulie zu entwickeln, kann von den Eltern an die Kinder weitervererbt werden.

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Welche Schwierigkeiten sind mit Dyskalkulie verbunden? 
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Dyskalkulie zeigt sich durch gravierende Beeinträchtigungen der grundlegenden numerischen und mathematischen Fertigkeiten und hat daher große Auswirkungen auf die Lernleistungen der Betroffenen im Mathematikunterricht, kann aber auch die Leistungen in anderen Fächern beeinträchtigen. Bei Schulkindern sind typische Schwierigkeiten Probleme beim Lesen und Schreiben von Zahlen, bei den Grundrechenarten, beim Erlernen des Einmaleins, beim Verstehen des Stellenwertsystems, beim Arbeiten mit Dezimalzahlen und Brüchen sowie beim Lösen von Textaufgaben. Darüber hinaus verwenden Kinder mit Dyskalkulie beim Rechnen häufig ineffiziente Strategien.

 

Außerhalb des Klassenzimmers können Betroffene auch Schwierigkeiten haben, den Kalender und die Uhr zu lesen, sich an die Reihenfolge vergangener Ereignisse zu erinnern, traditionelle Brettspiele mit Würfeln zu spielen, Spielstände bei Sportspielen zu verfolgen und möglicherweise verwechseln sie gehäuft links und rechts.

 

Da aber Dyskalkulie eine Entwicklungsstörung ist, können sich typische Schwierigkeiten mit dem Alter verändern. Bei Erwachsenen können zusätzlich zu den typischen Schwierigkeiten noch Schwierigkeiten beim Zeitmanagement, beim Überschlagen von Kosten und dem Umgang mit Geld, sowie Schwierigkeiten beim Lesen von Landkarten auftreten.


 

Es ist wichtig zu betonen, dass Dyskalkulie kein Hinweis auf geringe kognitive Fähigkeiten oder schwache schulische Leistungen im Allgemeinen ist. Viele Menschen mit Dyskalkulie haben Stärken in anderen Bereichen und können trotzdem in ihrer akademischen und beruflichen Laufbahn sehr erfolgreich sein.


 

Warum ist es wichtig, Dyskalkulie zu diagnostizieren? 

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Dyskalkulie ist eine lebenslange Störung, die nicht einfach verschwindet, wenn man älter wird. Eine frühzeitige Diagnose ist deshalb wichtig, weil Kinder mit Dyskalkulie häufig basisnumerische Fertigkeiten nicht altersentsprechend erwerben, welche jedoch wichtig für die Entwicklung komplexerer mathematischer Fertigkeiten sind. Ohne spezielle Unterstützung sind betroffene Kinder vielleicht nicht in der Lage, gute Strategien zu entwickeln, um mit ihren mathematischen Problemen und alltäglichen Schwierigkeiten umzugehen. 

Dies kann zu Frustration und negativen Einstellungen gegenüber Mathematik und Schule allgemein führen, was es schwierig machen kann, Kinder zu einem späteren Zeitpunkt für eine Förderung zu gewinnen. Darüber hinaus kann eine nicht diagnostizierte Dyskalkulie zu geringem Selbstwertgefühl, Ängsten und sogar Depressionen führen. Deshalb ist eine Diagnose wichtig, damit entsprechende Unterstützung erfolgen kann.

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Gibt es Tipps für Eltern und Lehrpersonen?

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Einige Hilfestellungen können Kindern mit Dyskalkulie helfen, ihr volles Potenzial auszuschöpfen. Dies kann die Verwendung alltäglicher Gegenstände wie Perlen oder Spielsteine beinhalten, die nützlich sein können, um einfache Zahlkonzepte zu veranschaulichen und das Gedächtnis zu unterstützen. Darüber hinaus ist es hilfreich, mehr Zeit bei Prüfungen zu geben, Teillösungen anzubieten oder Multiple-Choice-Fragen anstelle von offenen Fragen zu stellen sowie unterstützende Technik wie Taschenrechner zu zuzulassen. Computerbasierte Lernprogramme und Apps können auch für das wiederholte Üben des Rechnens bzw. der Einmaleinsreihen nützlich sein.

 

Bei Kindern mit Schwierigkeiten in grundlegenden mathematischen Konzepten ist es für eine effektive Förderung oft notwendig, im Schulstoff mehrere Jahre zurückzugehen, anstatt sich auf aktuelle Unterrichtsinhalte zu konzentrieren. Die Beurteilung des Gedächtnisses, der Aufmerksamkeit und der verbalen Fähigkeiten von Kindern kann ebenfalls helfen, geeignete Strategien und Methoden des Lehrens und Lernens zu finden. Dies sind nur einige Beispiele und eine wirksame Förderung kann für jede Person anders aussehen.

 

Gibt es auch Tipps für Menschen mit Dyskalkulie? 

 

Obwohl Dyskalkulie zu vielen Schwierigkeiten führen kann, können Menschen mit Dyskalkulie in anderen Fächern, einschließlich Lesen und Schreiben, Kunst und Naturwissenschaften, dennoch erfolgreich sein. Eine ausführliche Diagnostik kann nützlich sein, um spezifische kognitive Stärken und Schwächen zu identifizieren, was wiederum bei der Entwicklung individueller Strategien für das Erlernen mathematischer Fertigkeiten helfen kann. 

Menschen mit Dyskalkulie können auch eigene Strategien entwickeln, die ihnen im Alltag oder beim Lernen helfen. Zum Beispiel können sie Perlen oder Legosteine verwenden, um den Umgang mit Zahlen zu lernen, oder einen Timer/eine Stoppuhr verwenden, wenn sie die Zeit im Blick behalten müssen.

 

Obwohl Dyskalkulie eine lebenslange Beeinträchtigung darstellt, bedeutet es nicht, dass Menschen mit Dyskalkulie, einschließlich Erwachsenen, ihre mathematischen Fähigkeiten nicht verbessern können. Es ist nie zu spät, mehr über Dyskalkulie zu lernen oder spezielle Unterstützung zu suchen, um das eigene Potenzial voll auszuschöpfen.

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